Ein Raumschiff ist auf dem Mars gelandet. Erstmals haben Menschen den Roten Planeten betreten. Eine Sensation!! Aber warum haben wir davon so wenig mitbekommen? Die Antwort klingt so ernüchternd wie eigenartig: Weil der Mars ein Sandkasten in einem russischen Labor ist.
In einem virtuellen Raumschiff in der Nähe von Moskau leben seit dem 3. Juni 2010 sechs Kosmonauten und üben für die große Mission: Die Reise zum Mars.
Das Experiment Mars500 ist eine internationale Studie zu interplanetarischen Weltraumflügen, die gemeinsam von Russlands „Institute of Biomedical Problems“ (IBMP) und der ESA als Teil ihres „European Programme for Life and Physical Sciences“ (ELIPS) durchgeführt wird. In voller Länge – nämlich 520 Tage lang – wird hier der erste bemannte Flug zum Mars simuliert. Mit dem aufwendigen Experiment sollen Erfahrungen gesammelt werden, die für künftige Langzeitflüge im Weltall unverzichtbar sind.
Die Crew besteht aus den drei Russen Sukhrob Rustamovich Kamolov (37), Alexey Sergevich Sitev (38) und Alexandr Egorovich Smoleevskiy (32) sowie dem Franzosen Romain Charles (31), dem Chinesen Wang Yue (27) und dem Italiener Diego Urbina (27).
Nach acht Monaten in völliger Isolation erreichten sie am Valentinstag 2011 den Roten Planeten, der in einer Halle nachempfunden wurde.
Alexandr Smoleevskiy und Diego Urbina waren die ersten, die das Landemodul verließen. Statt Sternenhimmel funkelten LED-Lämpchen von der Decke, als sie die großen Schritte für das Mars500-Vorhaben taten. Nachdem die russische Flagge gehisst war, begannen sie, den Planeten zu erkunden.
Die Kosmonauten bedauerten, dass ihre Flagge nicht so schön wehte wie seinerzeit die Flagge der Amerikaner auf dem Mond. Da es auf dem echten Mars aber Atmosphäre und damit auch Wind geben wird, wäre dies bei einer realen Mars-Mission anders. Hier gibt es ein Video von der „Landung“.
Die Crew absolvierte auf dem Roten Planeten drei Außeneinsätze: Sie suchten nach Wasser, entnahmen Boden- und Gesteinsproben und simulierten einen Verletzungsfall. Zu den täglichen Aufgaben gehören aber auch das Durchführen wissenschaftlicher Tests und ganz irdische Aufgaben wie das Putzen der Räumlichkeiten oder Sport. Die Dusche danach bleibt jedoch ein seltener Genuss.
Um wie bei einem echten Raumflug kein Wasser zu verschwenden, dürfen die Teilnehmer nur alle zehn Tage duschen. Ihre Kleidung wird nicht gewaschen. „Wenn die Kleider dreckig sind, werfen wir sie raus in den Weltraum.“
Auch wenn in dem 180 Quadratmeter großen Raumschiff keine Schwerelosigkeit herrscht und die Probanden nicht der kosmischen Strahlung ausgesetzt sind, liefert das Isolationsexperiment doch neue Erkenntnisse zu zahlreichen medizinischen und psychologischen Fragen. Wie gut kommunizieren die Kosmonauten miteinander? Gehen sie sich irgendwann aus dem Weg? Und wie häufig und ernst sind die Konflikte?
Unter anderem wurde in diesem Rahmen die bisher längste Stoffwechselstudie durchgeführt. Sie beweist, dass viel Salz im Essen auch bei Gesunden das Risiko für Schlaganfälle erhöht.
Weitere Erkenntnisse der Mission sind, dass der durch die lange Isolation und Enge an Bord entstehende Stress das Immunsystem schwächt. Die Körper-temperatur schwankt nicht mehr so stark wie sonst, vermutlich wegen des fehlenden Tageslichtrhythmus.
Außerdem fanden die Forscher der Deutschen Sporthochschule in Köln heraus, dass sich durch Sport die kognitive Leistungsfähigkeit steigern lässt. Hierzu seien schon 10 Minuten ausreichend. Die psychologischen Experimente werden erst am Ende der Mission ausgewertet.
Nach der erfolgreichen Mars-Mission traten die Kosmonauten gestern, am 23. Februar, im Mutterraumschiff den „Rückflug“ zur Erde an. Am 4. November soll es wieder landen. Um sich die Zeit zu vertreiben, unterrichtet Wang Yue seine Kollegen im Tai Chi, und Diego Urbina sucht den Kontakt zur Außenwelt per Twitter.
Wenn Ihr mehr über die Mission „Mars500“ und das Leben an Bord des Raumschiffs erfahren wollt, könnt Ihr Euch mit Euren Fragen direkt an die Teilnehmer des Experiments wenden: mars500crew@esa.int
Einige Antworten der Crew findet Ihr bereits auf der Seite der ESA. Dort gibt es auch Videos und ein Missionstagebuch, sodass Ihr alles mitverfolgen könnt. Die ESA hat zudem einen eigenen YouTube-Kanal. Endemol hat sich bereits die Rechte für die erste reale Mars-Mission gesichert. Diese ist jedoch nicht vor dem Jahr 2030 zu erwarten.
Welt online & Tagesspiegel
Hallo Nika,
zum Mars kommt man doch schon in nur 30 Sekunden!
Gott zum Gruße,
Golo Gott