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Mrz 17

Temponauten-Nahrung

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Sicherlich habt Ihr viele Fragen zu diesem Thema.

Welche Art von Proviant sollte der Temponaut auf seine Reisen mitnehmen? Verdirbt die Nahrung auf der Reise schneller als gewöhnlich? Gibt es in anderen Dimensionen Einfuhrbestimmungen für bestimmte Lebensmittel? Muss man den Faktor Schwerelosigkeit bei der Auswahl der Lebensmittel berücksichtigen? Gibt es bestimmte Nährstoffe, die ein Temponaut zu sich nehmen oder aber unbedingt meiden sollte? Verändert sich der Geschmack der Nahrung in der vierten Dimension? Auf diese Fragen möchte ich heute eingehen.

Der Temponaut sollte als Reiseproviant möglichst vegane oder vegetarische, kohlenhydratreiche Nahrung wählen. Seitdem im Jahr 2598 mehrere Fälle von metauniversellem MSD (Mad Spunk Disease) aufgetreten sind, gelten außer bei Reisen in die Steinzeit überall Einfuhrverbote für Fleisch und tierische Produkte.

Da Pilze nicht nur Umweltgifte, sondern auch die Hintergrundstrahlung in starkem Maße aufnehmen, solltet Ihr diese lieber zu Hause lassen. Sie entwickeln unter bestimmten Bedingungen schnell ein Eigenleben. Auf einer Reise nach Butaginsi hatte ich einmal eine Pizza Funghi dabei. Als ich dort ankam, hatten sich die Pilze unkontrolliert vermehrt und bereits eine – wenn auch primitive – eigene Sprache entwickelt…

Ihr habt ja sicherlich bereits von der Aga-Krötenplage in Australien gehört. Seitdem die giftige Aga-Kröte 1935 aus Venezuela eingeführt wurde, um die Stockkäferplage auf den Zuckerrohrplantagen einzudämmen, verbreitet sie sich in Australien ungehindert und bedroht dort ansässige Tierarten, wovon einige bereits ausgerottet wurden.

Invasion der Monsterkröten

Nun, so hätte es enden können. Glücklicherweise gibt es auf Butaginsi eine seltene Spezies – die Salmonati, welche sich ausschließlich von verdorbenen Nahrungsmitteln ernähren. So konnte ich die Situation gerade noch retten und verhindern, dass meine mutierten Pizzabewohner die ganze Insel besiedeln.

Sofern Ihr nicht alleine reist, solltet Ihr aus Rücksichtnahme auf die anderen Passagiere auf blähende und stark riechende Nahrungsmittel verzichten. Zwiebelgewächse sind also tabu. Das Essen hält sich übrigens länger als sonst, da es sich gemeinsam mit dem Zeitreisenden in einer Zeitkapsel (vgl. Ockescher Käfig) befindet, in welcher die Zeit langsamer verstreicht als außerhalb der Kapsel. Dies gilt natürlich nur für Zeitreisen mit einem Tempomobil. Wer sich für die risikobehaftete, medikamentöse Zeitreise entscheidet, kann nicht viel Proviant mitnehmen, aber von den Medikamenten wird einem eh meistens schlecht.

Ihr solltet auf der Reise Vitamin C und Jod-Tabletten zu Euch nehmen, denn dies stärkt das Immunsystem und ist gut gegen die Hintergrundstrahlung. Auch Schokolade sollte nicht fehlen, damit Ihr nicht unterzuckert. Nervennahrung ist wichtig, damit man die Ruhe behält, falls während einer Reise unerwartete Komplikationen auftreten. Dies sind jedoch nur Empfehlungen. Manche Zeitreisen sind so schnell vorbei, dass Ihr gar nicht zum Essen kommen werdet. Je nachdem in welcher Zeit oder welchem Universum Ihr Euch aufhaltet, kann sich die Beschaffung von Jod-Tabletten u.ä. durchaus schwierig gestalten. Fragt dann einfach den jeweiligen Dorf-Schamanen, welche Kräuter er empfiehlt, um eine ähnliche Wirkung zu erzielen.

schamane REGIERUNGonline / Bergmann

Da die Schwerkraft während der Zeitreise ausgehebelt sein kann, solltet Ihr einige Dinge beachten. Das Aufstoßen in der Schwerelosigkeit ist ein großes Problem, da das Gas gemeinsam mit dem Essen den Körper verlässt… Dies ist weder für Euch selbst noch für die Mitreisenden erfreulich. Verzichtet also auf kohlensäurehaltige Getränke wie Coca-Cola. Stattdessen empfehle ich als Getränk stilles Wasser oder Himbeersaft. Himbeersaft ist zwar nicht so reich an Antioxidantien wie der Kalimbasaft aus Lumpafito (das Nationalgetränk), kann aber je nach Zeitmaschinenmodell auch als Treibstoff eingesetzt werden.

Außerdem solltet Ihr bei der Auswahl der Verpflegung darauf achten, dass Eure Nahrung feucht ist und nicht zu sehr bröselt. Wackelpudding oder Kartoffelbrei zum Beispiel sind von der Konsistenz her optimal; die Masse muss am Teller festkleben, sonst fliegt Euch das Zeug um die Ohren. Erbsen oder Erdnüsse sind eine ziemlich doofe Idee. Suppe auch, es sei denn, Ihr füllt sie vorher in einen Schlauchbeutel; bedenkt, dass Flüssigkeit in der Elektronik im schlimmsten Fall einen Kurzschluss verursachen kann.

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Das mit dem Geschmack ist so ein Thema für sich. Tatsächlich kann es hier zu einigen Überraschungen kommen. Der Geschmackssinn lässt in der Schwerelosigkeit nach, weshalb Ihr ein Verlangen nach besonders stark gewürztem Essen haben werdet. Ihr dürft aber kaum Salz verwenden, da dies den Prozess des Knochenschwunds schnell vorantreibt. Benutzt stattdessen Extrakte und Reduktionen, um die fehlende Würze auszugleichen.

Es kann Euch auch passieren, dass der Kartoffelauflauf plötzlich nach Apfelstrudel schmeckt oder die Penne Arrabiata nach Karottencurry. Lasst Euch einfach überraschen und nehmt die Dinge so wie sie kommen. Ihr solltet unbedingt mal einen Apfel probieren, während Ihr durch ein Wurmloch reist… Der Effekt ist verblüffend, und es soll ja schließlich ein Abenteuer sein!

Zur Annäherung an das Thema kann ich Euch das Buch „The Astronaut’s Cookbook“ und diesen Mitschnitt der Radiosendung StarTalk mit Astrophysiker Neil deGrasse Tyson empfehlen: Space Food – Cosmic Cuisine. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass Astronauten im All Katzenpisse zu Trinkwasser recyceln? Mr. Tyson kennt auch den Grund dafür, weshalb es auf dem Mond keine Restaurants gibt:

„If chefs ever prepared food on the Moon, their dishes might be tasty,
but their restaurants would have no atmosphere.“

Guten Appetit wünscht

Nika

P.S.: Wenn Ihr wieder abreist, denkt bitte daran, Euren Müll mitzunehmen und auch sonst nichts zurückzulassen; ich habe Euch ja bereits erzählt, wie das damals mit den Pyramiden in Gizeh zustande gekommen ist…

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