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Aug 19

Kopftransplantation für Stephen Hawking

Da mein Enthüllungsbericht über Demikhov und die Armee der Robaka so eine überwältigende Resonanz hervorgerufen hat, habe ich mich entschlossen, das gähnende Sommerloch zu füllen, indem ich Euch nun auch noch einen Kollegen Demikhovs vorstelle, der – inspiriert von den zweiköpfigen Hunden – gänzlich neue medizinische Verfahren entwickelte, von denen auch Mastermind Stephen Hawking bald profitieren könnte.

hawkingheads

Neurochirurg Robert J. White war schwer beeindruckt, als er den zweiköpfigen Hund sah. Er versuchte, sich über die Bedeutung des Experiments für den Menschen klarzuwerden. Jedoch verstand er nicht, wozu die Menschheit zweiköpfige Hunde braucht. Eltern würden sich doch wohl kaum zweiköpfige Kinder wünschen…?

Dr. White hatte bereits vor seinem Besuch bei Demikhov mit Gehirnen experimentiert. Seine erste Hirnoperation führte er bereits im Alter von 15 Jahren an einem Frosch durch. Später wechselte er zu Hunden, und dann experimentierte er schließlich mit Affen, da diese dem Menschen ähnlicher sind. Was White sehr frustrierte, war dass das Gehirngewebe so extrem empfindlich ist und sofort geschädigt wird bzw. abstirbt, wenn es bei normaler Körpertemperatur länger als drei bis fünf Minuten ohne Blutzufuhr bleibt.

Die Lösung des Problems lag darin, die Temperatur des Blutes zu senken. Er kühlte also das Blut im Kopf auf 10°C-14°C herunter und konnte so rund vier Stunden lang operieren, ohne dass das Gehirn geschädigt wurde. Whites Kühlmethode ist inzwischen chirurgischer Standard bei allen Gehirn- und Wirbelsäulenoperationen. Er selbst führte über 10.000 Gehirnoperationen durch.

Robert J. White

Neurochirurg Dr. Robert J. White

1963 gelang es diesem renommierten Gehirnchirurgen sogar, den Kopf eines Rhesusaffen auf den Körper eines anderen Affen zu transplantieren. Um die Funktion wichtiger Nervenbahnen im Gehirn zu erhalten, tauschte White anstatt des Gehirns den kompletten Kopf aus. Dazu schloss er zunächst die Halsschlagadern des Körperspenders an das zu transplantierende Gehirn an, sodass dieses nun doppelt mit Blut versorgt wurde. Dann kappte er die originalen Leitungen und nähte den Kopf auf den neuen Körper.

Kopftransplantation

Als der Affe aus der Narkose aufwachte, schien er immer noch die selbe Persönlichkeit zu haben wie vorher, denn er versuchte die Ärzte zu beißen (wenn Ihr mich fragt, eine normale Reaktion nachdem einem der Kopf abgeschnitten wurde – da wäre ich auch sauer).

White, seines Zeichens ein sehr gläubiger Katholik, ist davon überzeugt, dass die Seele und damit die Identität im Gehirn verortet ist, was es für ihn ethisch vertretbar macht, diese Experimente durchzuführen. Sein oberstes Ziel sei es dabei, den Menschen zu helfen. Der Affe zumindest reagierte auf alle Reize und konnte sogar Nahrung aufnehmen. Leider gibt es bei Kopftransplantationen ein Problem: Wenn das Rückenmark erst einmal durchtrennt ist, ist es (bislang) unmöglich, dieses wieder zu reparieren, sodass der Patient vom Hals abwärts gelähmt ist.

Dr. White war der Ansicht, dass deshalb Menschen, die bereits querschnittsgelähmt sind, die idealen Kandidaten für diese neue chirurgische Methode seien. Er schlug vor, Superbrain Stephen Hawking mit einem neuen Körper auszustatten, da dessen eigener Körper ja zunehmend verkrüppele. Erhielt Hawking einen neuen, jugendlicheren Körper, wäre er zwar immer noch querschnittsgelähmt, aber sein Hirn würde sicherlich von der besseren Durchblutung profitieren. Technisch gesehen stünde der Kopftransplantation zumindest nichts im Wege. Möglicherweise würde Hawking es dann sogar noch schaffen, eine Zeitmaschine zu erfinden und bei einem Abstecher in die Zukunft das Problem mit der Lähmung lösen.

[Für die Hartgesottenen unter Euch gibt es hier eine Doku über die Arbeit von Dr. Robert White. Es werden blutige Aufnahmen der Tierversuche gezeigt, also nur auf eigene Verantwortung ansehen… Ach, und wo wir gerade dabei sind, hier noch ein ekliger Filmtrailer zum Thema: „The Human Centipede“ bzw. „Der menschliche Tausendfüßler“ FSK18]

Es mag Euch seltsam erscheinen, aber tatsächlich wird diese Transfertechnik im nächsten Jahrhundert soweit perfektioniert, dass Kopftransplantationen genauso normal sein werden wie die Transplantation jedes anderen Organes. Das Ganze funktioniert natürlich auch anders herum, denn ein Kopfaustausch ist ja immer auch ein Körperaustausch. Es gibt dann im Internet sogar Körperteiltauschbörsen, auf denen sich Transplantationswillige finden können. Die Seiten heißen BodyXchange, CyborgLovers oder Swapapart. Der eine wünscht sich eben ein hübscheres Gesicht, der andere einen neuen Körper und wieder andere wollen bloß einen größeren Penis.

Leider floriert damit auch der Organ- und Körperhandel, und man sieht oft verstümmelte Menschen, denen ein Arm oder ein Bein fehlt, als kämen sie aus einem Kriegsgebiet. Glücklicherweise schreiten aber auch die Entwicklung von Bionik und Cyborg-Material voran. Wer genug Geld hat, kauft sich einfach einen neuen, cooleren Arm, aus Titan und mit intergriertem Dosenöffner oder so (gibt’s auch mit hautechtem Gewebeüberzug, fällt dann gar nicht auf). Ihr kennt das ja vielleicht vom Terminator, dem Six-Million-Dollar-Man oder auch Bionic Woman…

Apple launcht in diesem Rahmen übrigens den iImprove-Store. Das ist ein Online-Store mit Apps, die man auf seinen Brain-Chip laden kann, um wie Neo in Matrix neue Fähigkeiten zu erlernen (Handbücher, Kampfsporttechniken, Sprachen usw.). Künftig fallen damit auch die Pisa-Studien flach, und zur Schule müssen auch nur noch die, die sich kein Gehirnimplantat leisten können. Ansonsten gilt: Ist das Kind zu doof, einfach den Speicherplatz erhöhen und ein paar neue Programme draufladen. Die Jungs von MIT und IBM sind an der Sache dran, und auch Brain-Machine-Interfaces sind schon auf dem Vormarsch. Schöne, neue Welt.

Okay, zugegebenermaßen entstehen dadurch natürlich auch wieder einige Risiken. Und manch einer dürfte es beunruhigend finden, dass die Menschheit bald auf diese Chips angewiesen sein wird, um der fortschreitenden digitalen Demenz entgegen zu wirken. Auch Total Recall und den Manchurian Kandidaten möchte ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, aber hey, es wäre doch schön, innerhalb einer halben Stunde fließend Japanisch zu sprechen, den Brockhaus immer parat zu haben oder alle Stellungen des Kamasutra zu kennen.

Auch Präsident Obama, der unlängst in einem Radio-Interview mit Bezug auf The Avengers gefragt wurde, welche Superpower er wählen würde, kommt seinem Wunsch mit der Entwicklung dieser Brain-Chips sehr viel näher, als er es je zu hoffen wagte.

Superheld Obama by Alex Ross

Und wo wir doch gerade über die Dr. Frankensteins der Weltgeschichte reden: Das Schnabeltier ist im übrigen kein Witz der Evolution, sondern der eines humorvollen, australischen Genforschers namens John Wilson. Er hat es im Jahr 2273 kreiert bzw. ein wenig an der DNA eines Maulwurfs herumgepfuscht. Er wollte dem Tier Zeit geben, sich zu entwickeln und reiste deshalb weit in die Vergangenheit, wo er dann einige Schnabeltier-Pärchen an der australischen Ostküste aussetzte. Er hat sowas noch ein paar Mal gemacht. Der Nacktmull und der Nasenaffe gehen auch auf seine Kappe. Und ich könnte schwören, dass er bei der Kreation des Mops ebenfalls seine Finger im Spiel hatte!

Nun ja, da Robert J. White im September 2010 verstarb, werden wir wohl leider nie erfahren, wie Stephen Hawking mit einem anderen Körper ausgesehen hätte, aber falls sich jemand anders weiter mit diesem Thema beschäftigen möchte, hätte ich da ein paar Vorschläge:

new body

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