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Feb 10

Das Fundbüro

Ich habe ja neulich von meiner Tante Gertruth berichtet, die ihre Toblerone in Gizeh vergaß… Nun, so etwas kommt leider öfter vor als man denkt.

Wenn man von der Vergangenheit in die Zukunft reist, ist es nicht weiter schlimm. Da freuen sich immer alle, wenn sie eine Jahrhunderte alte Taschenuhr gefunden haben, einen Helm aus Bronze, eine Schrifttafel (altertümliche Tageszeitung, eigentlich ziemlich unpraktisch, weil schwer) oder 2200 Jahre alte Münzen.

Wir Temponauten machen uns manchmal einen Spaß daraus und lassen absichtlich etwas zurück, nur um zu sehen, wessen Fundstück es auf die meisten Titelseiten und im Google-Ranking am weitesten nach oben schafft. Meistens landen unsere Mitbringsel dann in einem Museum, wo wir amüsiert bewundern können, was die Kollegen sich neues haben einfallen lassen.

Neulich, also im Jahr 2008, hat mein Kumpel Maximus sogar seinen Streitwagen in Bulgarien stehen lassen. Der war kaputt (keine Wunder, nach 1800 Jahren), und er hatte beim ADAC keine Auslandsversicherung abgeschlossen. Ich finde, Max hat etwas übertrieben, als er ihn ausgerechnet in der Nähe des Thrakengrabes abstellte, aber die Schlagzeilen waren ihm sicher.

Umgekehrt, also wenn man etwas aus der Zukunft in der Vergangenheit vergisst, ist es für die Bewohner der jeweiligen Zeit meistens sehr verwirrend und kann ziemlich seltsame Folgen haben. Da werden plötzlich Pyramiden gebaut, Erich von Däniken wittert überall grüne Männchen oder es entstehen neue Kultstätten zur Anbetung von Göttern – allerdings bedarf es dazu nicht unbedingt eines Besuchs von Zeitreisenden. Manchmal reicht es auch schon aus, dass die Amerikaner Konserven abwerfen. Das führte nach dem Zweiten Weltkrieg in Melanesien zur Entstehung des sogenannten „Cargo-Kultes“.

Damit so etwas nicht so häufig passiert, wurde im Jahr 7007 ein Fundbüro für Zeitreisende eingerichtet. Es ist nur am 7. Juli geöffnet. Das kann man sich ganz gut merken. Jeder, der etwas in einem anderen Jahrhundert verloren hat, kann dort am 7. Juli hinkommen und nachsehen, ob es abgegeben wurde. Wenn man hingegen etwas gefunden hat, ruft man einfach den Hermes-Boten an. Der holt es dann kostenlos ab und stellt es dem Fundbüro zu.

Da dieser Service natürlich trotzdem mit erheblichen Kosten und Aufwand verbunden ist, wird alles, was am 7. Juli nicht abgeholt wurde, am 8. Juli versteigert. Das ist immer ein Riesenevent. Es ist wie eine Mischung aus Flohmarkt und Sotheby’s. Ich habe dort mal für 75 Cent die Urpressung von Velvet Underground’s „The Velvet Underground & Nico“ erstanden, die ich ein paar Jahre später bei ebay versetzt habe. Als Zeitreisender kann man ja schlecht reguläre Bürojobs annehmen, da muss man eben sehen, wo man bleibt, und auch mal zu solchen Mitteln greifen…(An dieser Stelle einen Gruß an Andrew, Cheers!)

Für die Münzen gibt es übrigens eine Universal-Wechselstube, denn man hat ja meist nicht gleich das richtige Zahlungsmittel bereit, wenn man in einer neuen Zeit ankommt. Bevor man also verreist, sollte man nochmal einen Abstecher in die Wechselstube machen. Es hat sich bewährt, immer ein paar Goldmünzen in der Tasche zu haben (oder die Goldzähne der Vorfahren), für alle Fälle.

Gold ist eigentlich in jedem Jahrhundert gefragt. Wenn man keine Goldmünzen hat, kann man die Geschäfte notfalls auch wie vor der Erfindung des Geldes tätigen und einfach tauschen. Da braucht es aber gerade in den Jahren 1500-2020 einiges an Verhandlungsgeschick, um die Leute zu überzeugen. Danach wird’s wieder einfacher, denn nach der Wirtschaftskrise hat eh kaum noch einer Kohle.

Jut, nun wisst Ihr Bescheid. Dann kann’s ja jetzt losgehen!

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